Den Windpark-Planern bläst aktuell der Wind ins Gesicht. Von Bürgerinitiativen im gesamten Odenwald werden inzwischen an den verschiedenen Standorten die prognostizierten Windgeschwindigkeiten und damit auch Renditeerwartungen stark in Zweifel gezogen. Die sogenannten Sodar-Messungen (Sound/Sonic Detecting And Ranging, ein akustisches indirektes Fernmessverfahren) seien viel zu ungenau, bemängeln sie.
In diese Kerbe schlägt auch die Bürgerinitiative (BI) Greiner Eck, die sich gegen den Windpark mit fünf Rotoren auf dem gleichnamigen Höhenzug zwischen Neckarsteinach, Hirschhorn, Heddesbach und Schönau-Altneudorf wendet. Sie rät den Grundstückseigentümern eindringlich, die Zeit bis zum möglichen Rodungsbeginn im Spätjahr zu nutzen, um sich mit Nachdruck für sogenannte „Mastmessungen“ einsetzen. Diese ergäben ein viel genaueres Bild der tatsächlichen Geschwindigkeit, da sie in der gleichen Höhe wie die der späteren Rotoren vorgenommen werde, schreiben Rainer Hofmann und Peter Weimar aus dem Vorstandsteam.
Laut TÜV Süd sei eine korrekte Windmessung mittels Messmast und idealerweise in Höhe der späteren Nabenhöhe der Windenergieanlage (WEA) durchzuführen, so die BI. Besonders bei Hügellandschaften und in Waldgebieten sei die Sodar-Messung nicht oder nur ergänzend geeignet, betonen Hofmann und Weimar. Dennoch sei sie am Greiner Eck zur Anwendung gekommen und habe eine Windhöffigkeit von bis zu sieben Metern/Sekunde ergeben – eigentlich ein sehr guter Wert.
„Jedoch beträgt die mittlere Jahreswindgeschwindigkeit am Greiner Eck in 140 Metern Höhe nur 5,4 Meter/Sekunde“, so die BI-Vertreter. Dies hätten Windprofilauswertungen, basierend auf Messdaten der letzten 20 Jahre, ergeben, teilt die Bürgerinitiative mit. Ein wirtschaftlicher Betrieb der Windkraftanlage sei damit nicht möglich, erklärt die BI unter Verweis auf die entsprechenden Berechnungsgrundlagen der Investoren.
Die Frage, ob nun der Wert der Planer oder der von der BI angegebene Jahresdurchschnittswert korrekt sei, „kann nur mit einer technisch gesicherten Mastmessung beantwortet werden“. Bürgerinitiativen aus Lautertal und Birkenau hätten diese an ihren Standorten durchgeführt. Dabei habe sich gezeigt, dass die vom Planungsbüro mittels Sodar ermittelten Windgeschwindigkeiten „bei weitem nicht erreicht wurden“. In Birkenau lag der BI zufolge die mittlere Windgeschwindigkeit mittels Mastmessung bei lediglich 3,7 m/s, in Lautertal mit Sodar bis 6,2 m/s, per Messmast 4,45 m/s. „Beide Projekte in Birkenau und Lautertal wurden übrigens daraufhin gestoppt“, heißt es.
Folgt man den Ausführungen der beiden BI-Vorstände, dann läuft es auch am Geisberg-Projekt auf Gemarkung Mossautal (Odenwaldkreis) nicht rund. Es wurde von derselben Planerfirma umgesetzt, die jetzt auch das Greiner Eck betreut. Sowohl die Stadt Erbach als auch die Gemeinde Mossautal lehnten demnach die von den Betreibern, den Stadtwerken Viernheim und Bad Vilbel, angebotene Beteiligung ab. Im Falle Mossautals mit der Begründung „unkalkulierbares Risiko“. Die fürs erste Jahr (2014) prognostizierten 25 Millionen Kilowattstunden wurden nur zu drei Viertel erreicht, was seitens der Betreiber auf die Anlauf- und Probephase zurückgeführt wurde, heißt es. Den gemeindlichen Gremien reichten diese Erklärungen aber nicht. Sie klinkten sich aus.
Speisen die Windenergieanlagen ausreichend Strom in das Netz ein, um aus den für 20 Jahre garantierten EEG-Subventionen die Finanzierungs- und Unterhaltskosten zu decken, hätten die Grundstückseigentümer im laufenden Betrieb nichts zu befürchten, so die BI-Vertreter. Das Risiko der kommunalen bzw. privaten Haftung sei dann überschaubar, wenn in der Betriebsphase kein Insolvenzrisiko besteht. Vor dem Hintergrund der Messungen in Birkenau und Lautertal wie auch der Zahlen von der WEA Geisberg „raten wir dringend“ zu einer Mastmessung, teilt die BI mit. Noch sei Zeit, „die Wirtschaftlichkeit vom Planungsbüro gesichert nachweisen zu lassen“, meinen Hofmann und Weimar.
(Bild: Geisberg-Windpark Mossautal, Foto Joe Biermann)