Jetzt wäre der Kampagnenstart gewesen. Wenn nicht das nervige Corona-Virus zugeschlagen hätte. So aber sitzen die Narrhalla-Fastnachter in Ober-Hainbrunn auf dem Trockenen, können sich höchstens im Fernseher virtuelle Kampagnen anschauen. Präsident Frank Flachs sorgt aber mit einem unterhaltsamen Blick in die Geschichte dafür, dass die Narren in der Finkenbachtal-Faschingshochburg in seligen Erinnerungen schwelgen können: Er hat einen „Kunterbunten Streifzug durch die Geschichte“ des SVH zusammengestellt, in dem die närrische Zeit natürlich prominent vertreten ist.
686 Seiten, über 1800 Bilder, eine 150-minütige Bonus-DVD mit alten Filmen aus den Jahren 1991 bis 1994: Beim Betrachten des Wälzers und der DVD wird es im ganzen Dorf ein großes Hallo geben. Flachs nimmt noch Bestellungen entgegen, bevor sein Werk in den Druck geht und dann pünktlich zu Weihnachten unterm ansonsten so tristen Baum liegen soll.
Schon das Deckblatt macht die Zeitläufte deutlich: Es zeigt Ober-Hainbrunn zum Beginn der Flachs’schen Erzählungen, Anfang der 1970er Jahre, als Luftaufnahme noch ohne Sporthalle. Vor ziemlich genau drei Jahren kamen der SVH-Vorsitzende und Heike Arnold auf die Idee, die Vereinsereignisse aus den vergangenen knapp 50 Jahren zusammenzutragen. Die Vorstellung, dass dies in einem Jahr über die Bühne gehen könnte, löste sich bald in Luft auf. „Auf einmal verflogen die Monate nur so“, schmunzelt Flachs.
Eine Chronik erwies sich als nicht machbar, da vor allem aus den 70er Jahren das Material fehlte. Der Präsident nahm das Vorhaben schließlich in die Hand und beschäftigte sich zwei Jahre lang konsequent damit. Dass es jetzt fertig wurde, verdankt die Schrift auch ein wenig den Corona-Beschränkungen. Da wenige Veranstaltungen stattfanden, hatte Flachs umso mehr zu Zeit, sich durch die ganzen Unterlagen zu wühlen.
Eigentlich stand 2022 als Erscheinungsjahr im Raum, weil sich dann die Vereinsgründung zum 50. Mal jährt. Dagegen sprachen aber die Druckerei-Vorgaben, erzählt Flachs. Denn das Werk durfte maximal 700 Seiten haben – und zusätzliche 24 Monate hätten diesen Rahmen gesprengt, da er jetzt schon bei 686 war. Seit kurzem steht nun die PDF-Datei, aus der dann das Buch entsteht.
Neben den eigenen Recherchen sprach der 53-Jährige viele Menschen aus dem Dorf an, ob sie noch alte Dokumente gebunkert haben. Das so Zusammengetragene unterteilte er in verschiedene, reich bebilderte Rubriken. Natürlich findet der Sporthallenbau Erwähnung. Diverse Feste wie das am 1. Mai oder Spiel ohne Grenzen tauchen auf. Den eigenen „Tischtennis-Legenden“ wird Tribut gezollt, dazu kommen deren Ergebnisse seit 2004. „Ich habe verwurschtelt, was mir die Leute gegeben haben“, lacht er.
Statistik muss auch sein: Alle Vorstände seit 1972 listet der Vorsitzende in seinem Werk auf. Die junge Darts-Abteilung bekam ebenfalls ein Kapitel. Und natürlich Fastnacht. Viel Fastnacht. Alle Programme mit allen Mitwirkenden seit 2004 sind in Bildern festgehalten. Alle Orden seit Bestehen der Narrhalla sind mit verschiedenen Sonderausgaben vermerkt. „Der Präsi und seine Schmuckstücke“ heißt die Rubrik über Funkenmariechen und Tanzpaare.
20 Jahre Vereinsflüge von Mittenwald 1992 bis Dresden 2012 hat Flachs ebenfalls im gedruckten Werk festgehalten. Auf der Bonus-DVD finden sich dazu auch diverse Filmchen, die die Fahrten in Erinnerung rufen. Außerdem sind manche Feste in bewegten Bildern festgehalten.
Die Sichtung des Materials sorgte für großes Hallo. Ralph Volk etwa, die Narrhalla-Kultfigur „Schakeline“, gibt’s noch mit Haaren und Schnurrbart zu sehen. „Ich habe zurückgespult, um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht getäuscht habe“, grinst der Präsident. Er selbst findet sich auch, meint jedoch lachend mit Blick auf seine Figur: „Heute sieht man mich besser.“
Die Zusammenstellung des Materials macht deutlich, „wie die Zeit rennt“, erzählt Flachs nachdenklich. Eigentlich wollte er 2005 nur ein Jahr beim Männerballett aushelfen, blieb aber dann bis heute hängen. Und im Vorstand ist er nun auch schon ewig aktiv, rechnet der Vorsitzende nach. „Das ist schönes Zeitdokument“, ist er auf sein Werk stolz, für das er auch die erklärenden Texte schrieb.
„Die Arbeit hat Spaß gemacht“, sagt Flachs. Der Erlös nach Abzug der Druckkosten soll als „Corona-Hilfe“ an den Sportverein gehen. Je höher die Auflage, desto mehr bleibt übrig, erläutert er. Im Ort gab es bereits viele Rückmeldungen und Betellungen.
Der Präsident bedauert sehr, dass aktuell alles stillsteht. Die Sporthalle ist bis Ende November erst einmal gesperrt. Wie es danach weitergeht, richtet sich nach den dann geltenden Bestimmungen. Er kann sich vielleicht eine interne Brauchtumsveranstaltung in kleinem Rahmen vorstellen, sollte das erlaubt sein. Auf jeden Fall aber „gibt es einen Kampagnenorden und ein Motto“, bekräftigt er. Den Orden bekommt jeder Aktive.
„Es fehlt uns, dass wir nicht loslegen dürfen“, meint er betrübt. So richtig dürfte das erst ankommen, wenn im Januar die ersten Sitzungen anstehen. Dann wären die Fastnachter auf der Bühne und unterwegs bei anderen Vereinen. „So aber sitzen wir zuhause und schauen die Wand an“, sagt Flachs sarkastisch. Ihm fehlt klar die Perspektive von oben. „Uns muss endlich mal jemand sagen, was wann Sache ist“, fordert er.
Info: Den „Kunterbunten Streifzug durch die Jahre 1972–2020“ des SV Ober-Hainbrunn kann man bei Frank Flachs unter E-Mail frankflachs@web.de oder Telefon 0163-1616134 für 44,99 Euro bestellen.
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