Es war ein märchenhaftes, rauschendes Fest für Augen und Ohren, das die Macher der Freilichtbühne Bad König ins Amphitheater geholt hatten: An einem lauen Sommerabend verzauberten die Künstler von ArtArtistica und die Musiker von Dhalias Lane mit dem „Irischen Feuermärchen“ die Besucher. Feuer, Tanz, Artistik und Pyrotechnik, untermalt von mal fetzigen, mal balladesken Folk-Klängen begeisterten das ausverkaufte Auditorium und wurden am Schluss mit Standing Ovations belohnt.
24 Mitwirkende trommelt der Airlenbacher Stefan Rosewick jedes Mal für diese besondere Show zusammen, die die Grenzen und Musik, Licht und Klang fließend werden lässt. In Bad König wissen die Zuschauer um die Faszination und Magie des Feuermärchens. Seit es das erste Mal aufgeführt wurde, ist es jedes Mal mit 500 Gästen ausverkauft. Was natürlich auch die Vorsitzende des veranstaltenden Förderkreises, Beate Beerbohm, freut.
Eigentlich geht es schon vor dem „regulären“ Beginn mit einem „Soft-Opening“ los. So muss es in früheren Zwiten gewesen sein, als das fahrende Volk ist die Stadt kam: Musiker, Gaukler, Jongleure und Artisten zeigen dem Volk ihre Künste, heimsen Applaus mit Darbietungen ein. Als langsam die Dämmerung hereinbricht, beginnt das mystische Spiel mit dem Feuer, das die fünf Musiker von „Dhalias Lane“ mit ihren virtuosen Klängen bereichern.
Rainer Burgmer auf diversen Flöten, Božena Woitasky auf der Geige, Berk Demiray (Gitarre/Gesang) und der Neuzugang Raphael La Marché (Percussion) spielen sich auf ihren Instrumenten in einen wahren Rausch. Unterstützt werden sie von der Beerfeldenerin Sofia Glaser (Gesang/Percussion), die mit ihrer eindrucksvollen Stimme manchen Songs einen ganz besonderen Klang verleiht.
Oft irisch, aber auch mal schottisch oder ungarisch angehaucht, präsentieren sich die Folk-Stücke. Etliche sind von der Geige dominiert. Božena Woitasky kann hier ihre virtuosen Künste auf dem Saiteninstrument demonstrieren. Es qualmt der Geigenbogen, es kommen beim Best-of von irischen Tänzen mit dem Titel „Destitution“ auch die fingerfertigen Hände von Burgmer ins Rauchen, als er sie ein ums andere Mal über den Flötenhals in einer Schnelligkeit gleiten lässt, dass einem beim Zuschauen fast schwindlig wird.
Zu den einzelnen Stücken gibt’s immer ein paar erläuternde Worte, die den historischen Kontext besser verständlich machen. Etwa „Magna Mortalitas“ über den Ausbruch der Pest in Köln: ein Paradestück für den Flötisten Burgmer. Erst können die Gäste seinen Fingerbewegungen noch folgen, aber er spielt sich mehr und mehr in Fahrt, bis sich die Töne fast überschlagen und er das Instrument mit Trillern jubilieren lässt.
Als ob eine Flöte nicht genug wäre, nimmt der Heidelberger dann noch eine zweite dazu und spielt sie parallel. Die Musiker haben an diesem Abend etliche Gassenhauer im Gepäck. „Cliffs of Moher“ huldigt den bekannten irischen Klippen, der „Galway Farmer“ ist ein flottes Liedchen über den bei einer Pferdewette erfolgreichen Iren. Filigran-virtuos, mit viel Spielfreude, kommen die einzelnen Stücke rüber. Es macht Lust zuzuhören, das Klatschen stellt sich fast automatisch ein.
„Ships are sailing“ ist als Song wie ein großes, schwerfälliges Segelschiff. Es dauert ein wenig, bis es in Fahrt kommt, aber dann. Die musikalischen Wellen schlagen hoch. Geige und Flöte liefern sich ein packendes musikalisches Duell. Die fünf Musiker spielen sich die Griffel wund und sind selbst dann noch nicht fertig, als die Feuerkünstler bereits ihr letztes Lichtlein ausgeblasen haben. Stehender Applaus wird mit einer Zugabe belohnt, die sich zum großen, gemeinsamen Tanz ausweitet.
Und zwischendurch immer wieder das Spiel mit dem Urelement Feuer, das verzaubert und staunen lässt. Der Rahmen bleibt immer gleich, erläutert Rosewick, der mit seiner langjährigen Erfahrung das über dreistündige Programm allein konzipiert. Der 55-Jährige kann dabei auf einen festen Stamm von Künstlern bauen, die ihn bereits jahrelang begleiten und deren Professionalität aufwändige Proben erübrigen.
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